Mehrere Forschungsgruppen haben versucht, kompakte CRISPR-Systeme zu entwickeln, die in einen einzigen AAV-Vektor passen und dabei die Editierfunktionen beibehalten. Die Gruppe von Mammoth Biosciences ist eine dieser Gruppen; sie könnte damit Erfolg gehabt haben. Die Forscher begannen damit, genetische Sequenzinformationen mehrerer CRISPR-Typen zu sichten, die in Mikroorganismen vorkommen.
Lucas Harrington, wissenschaftlicher Leiter und Mitbegründer des Unternehmens und ehemaliger Student an der Doudna University, behauptet, dass sie, nachdem sie die ersten 176 Bewerber „einer Flut von Tests“ unterzogen hatten, „die Nadel im Heuhaufen“ gefunden hätten. Diese beste Wahl erhielt den Namen NanoCas; mit 425 Aminosäuren ist es rund ein Drittel länger als Cas9. Es wurde von Harrington und seinen Mitarbeitern entwickelt, um DNA von Säugetieren effizient zu schneiden.
Zu den wichtigsten Erkenntnissen der NanoCas-Studie zählen:
- Die Editiereffizienz entspricht der von CRISPR-Systemen der ersten Generation: Beim gezielten Bearbeiten des PCSK9-Gens in der Leber von Mäusen in vivo zeigte NanoCas eine Sättigungs-Editiereffizienz von etwa 60%, vergleichbar mit der von SaCas9, das etwa dreimal größer ist. Beide CRISPR-Systeme reduzierten das Serum-PCSK9-Protein auf nicht nachweisbare Werte.
- Robuste einzelne AAV-Bearbeitung über mehrere Muskelgewebe hinweg: NanoCas demonstrierte eine 10%- bis 40%-Bearbeitung des Dystrophin-Gens über den Quadrizeps-, Waden- und Herzmuskel in einem humanisierten Mausmodell der Duchenne-Muskeldystrophie (DMD), wenn es über einen einzelnen AAV-Vektor übermittelt wurde.
- Erste Demonstration der Muskelbearbeitung einzelner AAVs bei nichtmenschlichen Primaten: NanoCas erreichte in vivo Bearbeitungseffizienzen von bis zu 30% bei der gezielten Bearbeitung von Dystrophin im Skelettmuskel von Javaneraffen. NanoCas zeigte auch eine Bearbeitung von 15% im gesamten Herzen, verglichen mit 10% mit SaCas9. Die Analyse des Lebergewebes zeigte minimale Off-Target-Bearbeitung.